Page 2 - Der aktuelle Gemeindebrief der EFG Forst
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„Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“

                                                                                  Monatsspruch Oktober

                                                             (Lukas 17,21 – Einheitsübersetzung 2016)



        Das ist eine starke Antwort Jesu. Aber was war eigentlich die Frage? Seine jüdischen
        Gesprächspartner hatten ihn gefragt: „Wann kommt das Reich Gottes?“ Die Suche setzt
        sich in den folgenden Versen fort: Die Menschen wollen den „Menschensohn“ sehen,
        den von Gott beauftragten Herrscher, dessen Reich niemals untergehen wird (vgl. Dan
        7,13).  Die  einen  sagen:  „Siehe,  da!“,  die  anderen:  „Siehe,  hier!“  (Lk  17,23).  Die
        Sehnsucht nach Gott ist eindeutig  – und vielleicht auch schmerzhaft. Doch all diese
        Hinweise  erweisen  sich  als  Falschnachrichten  (V.  21).  Darum  rät  Jesus  seinen
        Zuhörern: „Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach!“ Damit sind Menschen gemeint,
        die Gerüchte über spektakuläre Ereignisse in die Welt setzen und mit Prognosen und
        Hochrechnungen die Zukunft des Reiches Gottes erschließen wollen. Doch all das bringt
        im  Hinblick  auf  das  Reich  Gottes keinen  Erkenntnisgewinn. Der  Hinweis  Jesu:  „Das

        Reich  Gottes  kommt  nicht  so,  dass  man’s  beobachten  kann“  (V.  20),  erinnert  an
        Zukunftsforschung,  die  aus  den  Beobachtungen  der  Gegenwart  Schlüsse  auf  die
        Zukunft  ziehen  will.  Für  einen  Wetterbericht  mag eine  solche  Forschung  mehr  oder
        weniger verlässliche Ergebnisse liefern, doch beim Kommen des Reiches Gottes stößt
        menschliche Erkenntnis an ihre Grenzen. Jesus beklagt dies selbst (Lk 12,56): „Das
        Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr prüfen; warum aber könnt ihr diese Zeit
        nicht prüfen?“

        Die  Antwort  Jesu  klingt  eigentlich  ganz  einfach:  „Das  Reich Gottes ist  mitten unter
        euch.“ Doch die Zuhörer sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wo genau? Wann
        genau? Vielleicht muss die Frage anders lauten: „Wer ist das Reich Gottes?“ In Jesus
        Christus begegnen wir dem Reich Gottes in Person. In ihm und durch ihn wird Gottes
        Herrschaft in dieser Welt offenbar. „In keinem anderen ist das Heil“ (Apg 4,12). Wo er
        ist, da bricht sich das Reich Gottes Bahn, schon jetzt mitten unter uns. Wenn wir im

        Vaterunser  „Dein  Reich  komme“  beten,  dann  geht  es  darum,  dass  wir  das  Wirken
        unseres  himmlischen  Vaters,  das  in  seinem  Sohn  in  diese  Welt  gekommen  ist,
        willkommen heißen und Jesus Christus nachfolgen. Was heißt das? Zum Beispiel, dass
        wir erkennen, „was zum Frieden dient“ (Lk 19,42). Und konkret? „Wo Menschen sich
        vergessen,  die  Wege  verlassen…;  wo  Menschen  sich  verschenken,  die  Liebe
        bedenken…; wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden und neu beginnen
        ganz  neu,  da  berühren  sich  Himmel  und  Erde,  dass  Frieden  werde  unter  uns“  (Th.
        Laubach/Ch. Lehmann/tvd-Verlag).

        So können wir den Frieden wachsen lassen und Jesus Christus, in dem sich Himmel
        und Erde berühren, in unserer Mitte willkommen heißen. Jeden Tag neu.



                                                                                  Prof. Dr. Carsten Claußen

                                                                           Theologische Hochschule Elstal




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